Ob Plastik, Pappe oder Glas: Um Lebensmittel und andere Waren zu schützen, werden sie verpackt. Im Jahr 2017 haben die Deutschen im Schnitt 226 kg Verpackungen verbraucht – Tendenz steigend. Dass die Produktion und die Entsorgung von Verpackungen Energie kosten und damit die Umwelt belasten, ist kein Geheimnis. Während besonders in Großstädten sogenannte “Unverpackt-Läden” wie Pilze aus dem Boden schießen, machen sich auch die großen Einzelhandelskonzerne wie Rewe, Tesco & Co. Gedanken zum Umgang mit Verpackungen. Reduktion, Verzicht, Recycling sind dabei nur einige Stichwörter. In diesem Artikel will ich die Strategien vier großer Player vorstellen.
Die britische Handelskette, die weltweit mehr als 6.800 Filialen betreibt, hat eine Strategie, die aus vier Schritten besteht.
An der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele arbeitet Tesco bereits und nimmt dabei seine Lieferanten in die Pflicht: Bis Ende 2019 will der Konzern die schwer zu recycelnden Materialien aus Eigenmarkenprodukten eliminiert haben. In 800 Produktlinien sollen über 4.000 Tonnen Verpackungsmaterial entfernt werden. Bei Treffen mit über 1.500 Lieferanten stellte Tesco seine Vision für die nächste Stufe seiner Verpackungsagenda vor. Der britische Konzern habe die Lieferanten auch darüber informiert, dass ab dem nächsten Jahr die Größe und Eignung der Verpackung im Rahmen von Kategorieüberprüfungen und Sortimentsentscheidungen bewertet wird.
Tesco-CEO Damien Lewis fordert auch die Politik zum Handeln auf: “Ohne eine nationale Infrastruktur werden die Bemühungen der Industrie zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Materialien, die in Verpackungen verwendet werden, ein Tropfen auf den heißen Stein sein.” Im Januar 2018 habe Tesco die Regierung aufgefordert, diese Infrastruktur einzuführen, und sogar Hilfe angeboten.” Diese Einladung steht und der Handlungsbedarf war noch nie so dringlich wie heute”, sagt Lewis.
Auch Carrefour widmet sich in seiner Environmental Management Policy dem Thema Verpackungen. Gegenüber dem Basisjahr 2016 will der Konzern binnen 9 Jahren 10.000 Tonnen weniger Verpackungen nutzen. Um diese Ziele zu erreichen, hat Carrefour konkrete Maßnahmen definiert:
Jedes Carrefour-Länderteam hat die Aufgabe, in diesem Bereich fünf Projekte pro Jahr durchzuführen. Alle Neuentwicklungen müssen Kriterien wie Materialreduzierung, optimierte Füllraten und umweltschonender Druck erfüllen. Für die Beförderung von Obst und Gemüse sollen beispielsweise wiederverwendbare Kunststoffschalen eingesetzt werden.
Vermeiden, Verringern, Verbessern: Das sind die Schlagworte der REWE Group. Bis Ende 2030 will der Konzern alle Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlicher gestalten. 1.200 Veränderungen habe der Konzern in seinen REWE- und Penny-Filialen bereits angestoßen, durch die jährlich rund 7.600 Tonnen Kunststoff eingespart werden.
Wo es möglich ist, versuche die REWE Group Verpackungen und Plastik zu vermeiden. Die Auslistung von Plastiktüten, die Abschaffung von Kunststofffolien bei Gurken, die Einführung von Mehrwegnetzen in der Obst- und Gemüseabteilung oder Laser-Logos für Bio-Obst und -Gemüse wie die Süßkartoffel. Was nach kleinen Schritten klingt, macht jedoch einen immensen Unterschied. Allein durch die Umstellung bei den Gurken sparte der Konzern 2019 ca. 80.000 Kilogramm Kunststoff.
Wo nicht ersatzlos eingespart werden kann, setzt die Gruppe auf Innovation. So sollen Früchte zukünftig zum Beispiel in Graspapier verpackt werden. Der Wertstoff hat eine gute Ökobilanz, denn für die Produktion ist kaum Chemie notwendig und sie erzeugt weniger Treibhausgase.
“Am nachhaltigsten ist Verpackung, die es nicht gibt”, heißt es auf der Website von ALDI Süd. Auch ALDI setzt bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie auf die gewohnten drei Bausteine Vermeiden, Wiederverwenden und Recyclen. Vor allem die richtige Mülltrennung ist ein wichtiger Faktor. Und das nimmt ALDI Süd sich nicht nur bei der internen Entsorgungslogistik vor. Trennhinweise auf der Verpackung von Eigenmarken, sogenannte “Tipps für die Tonne”, sollen auch den Verbrauchern bei der korrekten Entsorgung von Verpackungsmaterial helfen.
Der Konzern ruft damit alle auf, Teil der #Aldiverpackungsmission zu werden. Konkrete Maßnahmen und Ziele der Mission sehen wie folgt aus:
In Sachen Innovation wartet ALDI Süd nicht, sondern bringt sie einfach selbst ins Rollen. Mit einem Startup-Förderprogramm unterstützt der Konzern Tech-Founder und hilft ihnen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Verpackungsmüll reduzieren. Ein Einkaufsrucksack, eine kappenlose Shampoo-Flasche und essbare Strohhalme sind die Produkte, die es ins Förderprogramm geschafft haben. Und alle drei Produkte soll es künftig in den ALDI Süd-Filialen geben. “Für uns ist die Zusammenarbeit mit den Startups so erfolgreich, dass wir schon bald in die zweite Runde gehen und neue Startups mit ihren Innovationen unterstützen werden”, heißt es auf der Homepage des Discounters.
Strautmann Umwelttechnik GmbH